Reinigung und Erhaltung



Reinigung, Pflege

Bezüglich der Reinigung einer Verkehrs- und Nutzfläche im Außenbereich wird im Allgemeinen zwischen Bauabschlussreinigung, Unterhaltsreinigung und Grundreinigung unterschieden.

Die Oberflächenbeschaffenheit der Pflastersteine aus Beton sowie die Nutzungs- und Gebrauchseigenschaften der Pflasterdecke dürfen weder durch die Art der Reinigung noch durch das verwendete Reinigungsmittel übermäßig beeinträchtigt werden. So ist zum Beispiel darauf zu achten, dass es durch die Reinigung nicht zu einem Verlust der Gleit- und Rutschsicherheit des Belages kommt.

Bauabschlussreinigung

Unter Bauabschlussreinigung im Sinne dieses Technischen Handbuchs versteht man das gründliche Säubern der Pflasterdecke – das kann auch für Teilflächen gelten – nach Beendigung der entsprechenden Baumaßnahme. Bei dieser kann es sich um Neubau-, Umbau- oder Erhaltungsarbeiten handeln.

Nach Abschluss der Ausführungsarbeiten sind im Zuge der Bauabschlussreinigung alle vorhandenen und durch den Ausführenden verursachten Verschmutzungen, wie lose aufliegender Sand, Fugenmaterial oder Grobstaub, anhaftende Mörtelreste und Markierungen, zum Beispiel Kreidestriche, durch diesen von der Pflasterdecke zu entfernen, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von geeigneten Reinigungsmitteln. Zu entfernen sind zudem gegebenenfalls herumliegende Schutzfolien und Paketbeileger ebenso wie eventuell an den Pflastersteinen noch verbliebene Etiketten oder Etikettenreste.

Für eventuell entstandene Verunreinigungen der Pflasterdecke durch andere Gewerke, zum Beispiel durch Maler oder Verputzer, ist der Ausführende der Pflasterdecke grundsätzlich nicht verantwortlich. Gleichwohl sollte er auf entsprechende Verunreinigungen unverzüglich hinweisen, damit die Zuständigkeiten geklärt und die notwendigen Reinigungsarbeiten eingeleitet werden können.

Merke

Die Bauabschlussreinigung ist innerhalb eines VOB-Vertrages eine vom Auftragnehmer geschuldete Leistung, ohne dass dies einer besonderen Erwähnung im Leistungsverzeichnis bedarf. Denn, bei der in den ATV DIN 18299 erwähnten Leistung „Entsorgen von Abfall aus dem Bereich des Auftragnehmers sowie Beseitigen der Verunreinigungen, die von den Arbeiten des Auftragnehmers herrühren“ handelt es sich um eine so genannte Nebenleistung.

Unterhaltsreinigung

Verkehrsflächen mit Pflasterdecken werden – je nach örtlicher Lage und Zweck – täglich von zahlreichen Menschen genutzt. Hinzu kommen Festivitäten, Märkte usw., gegebenenfalls Baustellen sowie die Launen des Wetters. Verunreinigungen auf den Verkehrsflächen sind zwangsläufig die Folge. Eine regelmäßige Reinigung der Pflasterdecke ist daher unverzichtbar, um deren gepflegtes Erscheinungsbild und deren tadellose Funktion dauerhaft sicherstellen zu können.

Die Unterhaltsreinigung obliegt dem Nutzer oder Betreiber der entsprechenden Verkehrsfläche und dient der Beseitigung von stets wiederkehrenden und nicht zu vermeidenden Verschmutzungen. Die Häufigkeit der Unterhaltsreinigung ist sowohl von der Art und Intensität der Nutzung als auch von dem Anspruch an die Pflasterdecke hinsichtlich deren Funktionalität und Optik abhängig. Die Zyklen, in denen eine Unterhaltsreinigung durchzuführen ist, sollten gegebenenfalls durch den Nutzer oder Betreiber festgelegt werden.

Grundreinigung

Eine Grundreinigung der Pflasterdecke sollte durchgeführt werden, wenn sich Verschmutzungen trotz regelmäßiger Unterhaltsreinigung nicht mehr rückstandslos entfernen lassen.

Wie häufig eine Grundreinigung durchzuführen ist, hängt von Art und Intensität der Nutzung, vom Anspruch an die Pflasterdecke hinsichtlich deren Funktionalität und Optik sowie selbstverständlich von der Intensität und Häufigkeit der Unterhaltsreinigung ab.

Reinigungsmethoden und Reinigungsmittel

Pflasterdecken aus Beton sind grundsätzlich schonend zu reinigen.

In Anbetracht der zahlreichen unterschiedlichen Arten von möglichen Verschmutzungen und Verunreinigungen sowie mit Blick auf die heute bei Betonprodukten üblichen und vielfältigen Oberflächenschutzsysteme können nachfolgend nur grundlegende Hinweise und Empfehlungen gegeben werden. Es wird empfohlen, sich zum Thema Reinigung gegebenenfalls auch mit Artikeln aus der Fachliteratur auseinanderzusetzen, zum Beispiel (Rohowski H. , 2016) und (Rohowski H. , 2017).

Pflasterdecken aus Beton können im öffentlichen und gewerblichen Bereich mit den üblichen Straßenreinigungsgeräten gereinigt werden. Dies darf jedoch nicht zu einem signifikanten Austrag von Fugenmaterial führen, da dies die Stabilität der Pflasterdecke gefährden würde.

Eine maschinelle Reinigung – insbesondere von ungebundenen Pflasterdecken – sollte daher erst einsetzen, wenn sich das Fugenmaterial mit Feinanteilen derart angereichert und verfestigt hat, dass es gegen Fugenaustrag ausreichend widerstandsfähig ist. Je nach örtlicher Lage und Nutzung der Fläche können hierzu unterschiedlich lange Zeiträume erforderlich sein. Als Anhaltswert kann eine Liegedauer von mindestens einem Jahr genannt werden, in welcher auf eine maschinelle Reinigung verzichtet werden sollte. Ist dies nicht möglich oder nicht umsetzbar, sollte während dieser Zeit auf saugende Beanspruchung – insbesondere in vertikaler Richtung – verzichtet werden. Wissenschaftliche Untersuchungen, bei denen der horizontale Verschiebungswiderstand von Pflasterdecken mit einem Spreizgerät gemessen wurde (siehe zum Beispiel Krass, Jungfeld & Rohleder, 2002) zeigen, dass neue Pflasterdecken bis zu einem Alter von etwa ein bis zwei Jahren einen geringeren Verschiebungswiderstand aufweisen als ältere Pflasterdecken.

Führt die Reinigung dazu, dass die Fugen nicht mehr vollständig mit Fugenmaterial gefüllt sind, muss unverzüglich fehlendes Fugenmaterial ergänzt werden. Unvollständig gefüllte Fugen können zu Verschiebungen und Verkantungen einzelner Pflastersteine, insbesondere in stark beanspruchten Bereichen, führen und die Funktionsfähigkeit der Pflasterdecke erheblich einschränken. Der Gefahr des Austrags von Fugenmaterial sollte bereits bei der Planung durch Auswahl eines für die jeweiligen Bedingungen geeigneten Fugenmaterials entgegengewirkt werden (siehe auch Abschnitt 12.3.3.2). Für überdachte Bereiche wird die Verwendung von gebrochenem, ungebundenem Fugenmaterial empfohlen. Zudem wird empfohlen, dort auf den Einsatz maschineller Reinigungsgeräte nach Möglichkeit zu verzichten.

Kleinere Flächen, zum Beispiel im privaten Wohnumfeld, werden im Allgemeinen durch regelmäßiges trockenes Kehren mit einem Besen oder einer Bürste sauber gehalten. Um das Reinigungsergebnis im Bedarfsfall zu verbessern, kann die Pflasterdecke nach einer Trockenreinigung nochmals mit viel Wasser und einem Besen oder eine Bürste gesäubert werden.

Verschmutzungen durch beispielsweise Getränke, Fettspritzer, frisches Obst usw. sollten unverzüglich nass gereinigt werden, damit keine fleckenbildenden Stoffe tiefer in die Poren der Betonoberfläche eindringen können. Organische Materialien, wie Laub, Gras oder andere Pflanzenteile sollten zeitnah entfernt werden, um hartnäckige Verschmutzungen zu verhindern.

Für spezielle Verschmutzungen sowohl im öffentlichen, im gewerblichen als auch im privaten Bereich, wie Moose, Algen, Schimmel, Flechten, Vogelkot, Öl, Rost, Gerbsäure (Laub), Braunverfärbungen, Reifenabrieb usw., sind im Allgemeinen spezielle Reinigungsmittel notwendig, die wiederum auf die Art der Betonober-fläche und gegebenenfalls deren Vergütung, wie Beschichtung, Imprägnierung oder Hydrophobierung, abzustimmen sind. Es wird daher empfohlen, sich zu diesbezüglichen Fragen an die Hersteller der betreffenden Betonprodukte oder an die Hersteller von entsprechenden Reinigungsmitteln zu wenden.

Über Spezialreinigungsgeräte oder –methoden zum Entfernen von Kaugummi konnten in den letzten Jahren einige Informationen aus der Fachpresse entnommen werden. Siehe zum Beispiel (Jadon (Niederlande), 2018), (Kärcher, 2018) oder (TH Köln, 2017). Die Wirkungsweise sowie die Eignung der Geräte und Verfahren können jedoch vom Herausgeber dieses Handbuchs bisher nicht eingeschätzt werden.

Die Verwendung falscher oder ungeeigneter Reinigungsmittel kann Pflastersteine aus Beton angreifen oder gar zerstören.

 

Erhaltung


Betonpflasterdecken haben bei fachgerechter Planung und Ausführung sowie bei sorgfältiger Auswahl der Baustoffe und Baustoffgemische eine lange Nutzungsdauer, die vor allem durch die Dauerhaftigkeit der Tragschichten sowie der Bettung und Fugenfüllung bestimmt wird. Die normgerecht hergestellten Betonpflastersteine selbst haben oftmals eine sehr viel längere Lebensdauer als die mit ihnen hergestellte Verkehrsflächenbefestigung.

Eine regelmäßige Erfassung des Zustandes der Pflasterdecke durch den Baulastträger ist – wie bei anderen Bauweisen auch – erforderlich. Wesentliches Augenmerk ist dabei auf den Zustand der Fugen und der Fugenfüllung zu legen. Sind die Fugen nicht mehr vollständig gefüllt, muss unverzüglich fehlendes Fugenmaterial ergänzt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Pflasterdecke Horizontalkräfte nicht mehr ordnungsgemäß übertragen kann. Verschiebungen und Verkantungen von Pflastersteinen wären die Folge. Weitreichende Schäden an der Fläche wären zu erwarten. Wie die Ergebnisse einer Forschungsarbeit zeigen, ist ab einer Fugenentleerung von ca. 20 % der Steindicke/Fugenhöhe bereits die Stabilität der Pflasterdecke gemindert. Im Sinne eines vereinfachten Vorgehens bei der Zustandserfassung ist ab einer Fugenentleerung von 1 cm Tiefe – gemessen ab Oberkante Stein bzw. ab Unterkante Fase – „Unvollständige Fugenfüllung" zu dokumentieren.

Werden bei der Zustandserfassung Unebenheiten, z. . als mulden- oder wellenartige Verformung, festgestellt und sind sie so stark ausgeprägt, dass sie einen Wasserrückhalt verursachen können, so sind sie unverzüglich zu beseitigen.

Bei Aufgrabungs-, Instandsetzungs- und Erneuerungsarbeiten können in der Regel mehr als 90 % der aufgenommenen Steine ohne besondere Aufbereitung wiederverwendet werden. Diese Aussage gilt jedoch nur für die Regelbauweise mit ungebundenen Bettungs- und Fugenmaterialien. Um nicht wiederverwertbare oder fehlende Steine ersetzen zu können, wird empfohlen, je nach Projekt und Steinsorte einen angemessenen Steinvorrat vorzuhalten.

 

Winterdienst

Für den Winterdienst auf Pflasterdecken sollte das Motto „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ befolgt werden. Grundsätzlich können auftauende oder abstumpfende Streustoffe eingesetzt werden. Auftauende Streustoffe erhöhen die Griffigkeit der Pflasterdecke auf physikalisch-chemischem Wege, abstumpfende Streustoffe auf mechanischem Wege. Dem Umweltschutzgedanken folgend sollten ausschließlich abstumpfende Streustoffe verwendet werden.

Als abstumpfender Streustoff eignet sich ein Splitt der Korngröße 1/3, 1/4 oder 2/5, da ähnliche Materialien auch häufig zum Füllen der Fugen verwendet werden. So kann der Winterdienst auch gleichzeitig ein Nachfüllen der Fugen in der Pflasterdecke mit sich bringen, wodurch die Funktionsfähigkeit der Pflasterdecke im Allgemeinen verbessert wird. Abstumpfende Streustoffe können zu Kratzern auf der Oberfläche der Pflastersteine führen, wodurch zwar die Gebrauchstauglichkeit nicht gemindert wird, das optische Erscheinungsbild aber beeinträchtigt werden kann.

Pflastersteine aus Beton gemäß der DIN EN 1338 sind „Frost-Tausalz-widerstandsfähig“, wenn sie mit dem darin genormten Prüfverfahren untersucht worden sind und die entsprechenden in der Norm beschriebenen Anforderungen erfüllen. Das Normprüfverfahren sieht die Verwendung von Natriumchlorid (NaCl), dem meistverwendeten Auftausalz, vor. Beim Einsatz anderer Taumittel im Zuge des Winterdienstes, zum Beispiel hochkonzentrierte Calciumchloride, hochkonzentrierte Magnesiumchloride, Abfallsalze oder stark sulfathaltige Taumittel, können insofern Schädigungen an normgerechten Produkten und möglicherweise eine Verkürzung der Nutzungsdauer der Verkehrsfläche nach derzeitigem Kenntnisstand nicht ausgeschlossen werden.

Das maschinelle Schneeräumen sollte auf Pflaster-decken zu deren Schutz vor mechanischen Beschädigungen mit Pflugentlastung oder in der so genannten Schwimmstellung des Pfluges erfolgen. Zudem sollte die Pflugschar mit einer Gummischürfleiste oder einer Vollkunststoffleiste ausgestattet sein. „Aggressives Räumen“ sollte grundsätzlich vermieden werden. Als Alternative zum herkömmlichen Schneeräumen mit der Pflugschar bietet sich das Räumen mit Hilfe von Kehrbesen oder Schneefräsen an.


Quelle:

"Technisches Handbuch. Dauerhafte Verkehrsflächen mit Betonpflastersteinen - Planung, Ausführung, Erhaltung"
Herausgeber: Betonverband Straße, Landschaft, Garten e. V. (SLG)
Autoren: Prof. Dr.-Ing. Martin Köhler, Dipl.-Ing. Dietmar Ulonska, Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Frohmut Wellner
5., fachlich und redaktionell überarbeitete Auflage, Oktober 2022


"Dauerhafte Verkehrsflächen mit Betonpflastersteinen - Richtig planen und ausführen"
Herausgeber: SLG, Bonn in Zusammenarbeit mit der BetonMarketing Deutschland GmbH, Erkrath
Autoren: Prof. Dr.-Ing. Martin Köhler, Dipl.-Ing. Dietmar Ulonska, Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Frohmut Wellner
4., fachlich und redaktionell überarbeitete Auflage, Juni 2014